Die CeBIT 2014 war anders als in den Jahre zuvor. Dem schwindenden Interesse der Besucher und – schlimmer noch – der Aussteller versuchte man mit einem Konzept gegenzusteuern. Die Messe wurde um zwei Tage verkürzt, der Eintritt wurde erhöht und Interessierte unter 16 Jahren sollten gar nicht erst auf das Messegelände gelassen werden. Fachbesucher, besser noch, Top-Entscheider sollten die Computermesse besuchen.
Das hatte Konsequenzen. Als Besucher bewegte man sich durch luftig, leere Hallen, selten musste man an einem Stand warten, um jemanden zu finden, der einem Auskunft hätte geben können und selbst an den Übergängen zwischen den Hallen gab es kein Gedränge. Dazu veröffentlichte der Veranstalter zum Abschluss eine Zahl, die beeindruckte: IT-Investitionen in Höhe von 25 Milliarden Euro sollen auf der CeBIT 2014 angestoßen worden sein. Also alles gut?
Abgesehen von der kaum belastbaren Zahl von 25 Millionen Euro, hinterließ die Messe beim Fachbesucher einen gespaltenen Eindruck. Aus der Sicht eines Klein- oder mittelständischen Unternehmers – oder der IT-Vertretung dieser Unternehmen – war es möglich, rasch von Anbieter zu Anbieter zu wechseln und dort auch einen Ansprechpartner zu finden. Dort musste man als Fachbesucher häufig, viel zu häufig, feststellen, dass man die Informationen, die man einholen wollte, auch nicht bekommt, wenn die Zeit, sie zu geben, da ist. Worthülsen und Allgemeinplätze waren immer noch bestimmend, das Personal meist immer noch auf ein Publikum eingestellt, dass mit einem Tütchen Gummibären und einem Kugelschreiber abgespeist werden kann. Wer geht schon auf eine Computermesse, um dort das zu erfahren, was er aus Hochglanzprospekten und farbenfrohen Internetauftritten schon weiß?
Der ERP-Anbieter, der stolz berichtet, dass er ein ERP 2.0 anbietet, aber mit keinem Wort sagen kann, was sein System von den Systemen der Mitbewerber unterscheidet, außer das es besser ist, oder der, der SAP als eine gescheite Lösung für einen kleinen mittelständischen Betrieb anpreist, sind in der Mehrzahl. Meist ist man nicht in der Lage, einfache Vorgänge so abzubilden, dass die Interessenten einen Einblick bekommen, ob das vorgestellte Programm zur Lösung ihres Problems taugt.
Auf der anderen Seite habe ich auf der diesjährigen CeBIT allerdings auch Aussteller vermisst. Dabei waren mittelständische Unternehmen aus dem SAP-Umfeld, die, obwohl sie auf einem Gemeinschaftsstand zu einem moderaten Preis an der CeBIT hätten teilnehmen können, verzichteten, weil sie in der Teilnahme an der CeBIT 2014 keinen wirtschaftlichen Nutzen für ihr Unternehmen erkennen konnten.
Big Data war eines der Themen, welches wolkig über der diesjährigen CeBIT schwebte, die Computersicherheit war ein zweites. Letzterem fehlte der wirkliche Ernst. Möglichst viele Daten zu sammeln und Computersicherheit schließen sich eben aus. Datenvermeidung wäre da eher ein Thema. Da aber Daten zu Geld gemacht werden, will jeder möglichst viele davon, egal ob Google oder Facebook oder der Computerkriminelle um die Ecke. Auch die Staatsmacht lässt sich ungern auf die Finger schauen, was sie da sammelt. Will man wirklich Gefahren von seinen Bürgern abwehren oder will man sie durch Überwachung in Gefahr bringen?
Abseits der großen Anbieter gab es natürlich auch wieder viel Interessantes zu sehen. Das war aber schon immer so, weshalb sich auch immer noch viele auf den Weg nach Hannover machen. Und merkwürdigerweise gibt es an diesen Ständen Raum und Zeit, sich ordentlich zu informieren. So zeigte die Universität des Saarlandes, dass Google Glass, der Horror der Datenschützer, zum Zwecke des Datenschutzes im Alltag eingesetzt werden kann.
Die CeBIT tritt gegen das Internet an. Das klingt erst einmal widersinnig, weil die CeBIT die größte Computermesse und das Internet das am häufigsten genutzte Computersystem der Welt ist. Vieles, was der Anwender einst auf den großen Messen suchte, findet er heute viel schneller im Internet. Dort bekommt er aber seine Suchbegriffe vorgegeben – Stichwort Suchwortergänzung – und auch sein Suchergebnis so individualisiert, dass er irgendwann immer nur noch das selbe findet. Und hier liegt die Chance einer Messe, Informationen so aufzuarbeiten, dass sie auch gefunden werden, wenn sie nicht zuvor millionenfach aufgerufen worden sind.
„Großes entsteht immer im Kleinen”, habe ich als Überschrift über einem Messestand gelesen. Dies sollten auch die Macher der CeBIT verinnerlichen. Sonst ist es im nächsten Jahr ein Erfolg, wenn die CeBIT 2015 nur noch 180.000 Besucher zählt. Dazu packt man dann wieder eine schöne Zahl und alles ist gut…