Es war vielleicht gar keine gute Idee, die Überschrift dieser Artikelserie zu ändern. Gut, den Abstiegskampf hat Eintracht Frankfurt in der Saison 2012/2013 schon hinter sich, aber Europa ist vielleicht doch etwas hoch gegriffen. Für einen Schreiberling wie mich ist es allerdings einfacher als für den Spieler auf dem Platz, die Ziele etwas höher zu stecken. Eintracht Frankfurt hatte ja auch den größten Teil des Kampfes um den Klassenerhalt von einer Tabellenposition aus bestritten, die für die Champions-League-Qualifikation ausgereicht hätte.
Derzeit, es sind im Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und Schalke 04 etwas mehr als zwanzig Minuten gespielt, ist das Spiel in Frankfurt das einzige an diesem Spieltag, in dem noch kein Tor gefallen ist. Das Positive daran ist, dass Oka Nikolov seinen Kasten bisher sauber gehalten hat.
Viele Eintracht-Fans sind seit Wochen unzufrieden, – zu Unrecht. Die Eintracht hat ihr Saisonziel, den Klassenerhalt, souverän erreicht. Sie hat mit ihrer Spielweise aber auch Erwartungen ausgelöst, und so träumten viele Fans schon von der Champions League, die, seien wir mal ehrlich, für diese Mannschaft etwas zu früh gekommen wäre.
Bald vierzig Minuten sind jetzt gespielt. Der alte Oka hat einen Elfmeter pariert und auch manch andere kniffelige Situation gelöst. Und Marc Stendera? Der schlägt Standards, wie man sie bei der Eintracht in der ganzen Saison noch nicht gesehen hat. Und bei seinem Lattentreffer hatte er richtig Pech. In der 41. Minute geht Eintracht Frankfurt in Führung. Marco Russ köpft das Tor nach einem Freistoß von Marc Stendera.
Zur Pause führt Eintracht Frankfurt verdient gegen Schalke 04. Beide Mannschaften haben bisher ein sehr gutes Spiel gezeigt, die Schalker aber zu viele Chancen liegen gelassen. Marcs Einsatz ist immens wichtig für die Mannschaft und Oka hat offensichtlich auch noch einmal einen richtig guten Tag.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit dann gleich eine Schrecksekunde für die Eintracht: Draxler spielt den Ball an die Grundlinie, Bastos spielt in die Mitte, Oka lässt nach vorne abklatschen und der gerade eingewechselte Pukki schiebt ein. Glücklicherweise hat das Schiedsrichtergespann den Ball zuvor im Toraus gesehen. Armin Veh wechselt. Für Bastian Okzipka kommt Constant Djakpa. Jetzt ist eine Stunde gespielt, Eintracht Frankfurt führt immer noch mit 1:0.
Puh, Nikolov macht das Spiel unnötig spannend, weil er einen Schuss von Draxler nach vorne abprallen lässt. Mit einer sehenswerten Parade gegen den Nachschuss von Pukki bereinigt er die Situation dann aber selbst.
Noch zehn Minuten sind zu spielen und es wird langsam Zeit, dass Armin Veh einen Stürmer bringt. Er hat jetzt doch einen Mittelfeldspieler, der Standards gefährlich vor das Tor bringt. Eine weitere vertane Chance von Matmour nach Zuspiel von Stendera später hat mich Armin Veh erhört: Er bringt Srdjan Lakic.
Warum dauert die letzte Minute eines Spieles manchmal eine Ewigkeit. Der Schlusspfiff erlöst die Zuschauer. Eintracht Frankfurt hat das Spiel gegen Schalke 04 gewonnen, – ganz ohne Jung, Meier, Schwegler und Trapp. Der zweite Anzug scheint besser zu sitzen als der Trainer glaubt.
Mein Fazit: Die Eintracht-Spieler können Fußball spielen, auch die von der Bank. Marc Stendera bekam seine Bewährungschance viel zu spät in der Saison. Wer solche Standards spielt, den sollte man auch bringen. Jungs Fehlen ist kaum aufgefallen und Russ hat erstaunlich effektiv gespielt. Ja, und der alte Oka hat heute trotz zweier Patzer die Punkte festgehalten. Das ist sein erstes zu Null in dieser Saison und sein erster gehaltener Elfmeter, – zwei hatte er ja schon in dieser Saison daneben oder darüber geguckt. Eintracht Frankfurt ist im Rennen um die Plätze, die Europa bedeuten, immer noch dabei.
Allerdings ist das Restprogramm der Frankfurter nicht so einfach, wie es scheinen mag. Mit dem 1. FC Mainz 05 und den Fortunen aus Düsseldorf trifft die Eintracht als nächstes auf zwei Mannschaften, gegen die sie in der Vorrunde sang- und klanglos untergegangen ist und der letzte Spieltag bringt mit dem VfL Wolfsburg einen Gegner, der in der letzten Zeit außergewöhnlich stark auf des Gegners Platz agiert.
Nachtrag vom 21. April 2013: Gestern wurde vor dem Spiel bekanntgegeben, dass Sebastian Rode nach der Saison 2013/2014 andere Pläne verfolge, also Eintracht Frankfurt nicht mehr zur Verfügung stehe. Umgehend wurden Gerüchte verbreitet und Sebastian Rode mit Bayern München in Verbindung gebracht. Der Spieler sah sich heute zu einer Stellungnahme veranlasst, die hier in vollem Wortlaut wiedergegeben wird:
Ich habe bei der Eintracht einen Vertrag bis Juni 2014 und fühle mich in Frankfurt auch sehr wohl. In Gesprächen mit den Verantwortlichen des Klubs habe ich frühzeitig deutlich gemacht, dass ich den Vertrag erfüllen, ihn aktuell aber nicht verlängern möchte.
Ich habe bei keinem anderen Verein unterschrieben und möchte meine ganze Kraft und Konzentration meiner Mannschaft und meiner Leistung widmen. Alles andere sind Spekulationen, die nicht von mir kommen und die ich auch nicht möchte. Mein derzeit einziges Ziel ist der Erfolg mit Eintracht Frankfurt. (Quelle: www.eintracht.de)
Sebastian Rode, unbestritten ein Leistungsträger der aktuellen Bundesligamannschaft, hat also entschieden, derzeit nicht mit Eintracht Frankfurt über die Laufzeit des aktuell laufenden Vertrages hinaus zu planen. Das ist sein gutes Recht und sollte auch von den Medienvertretern und Fans respektiert werden.