Jahrelang prägte das Gelände einer alten Lederfabrik mit einem hohen Schlot das Bild Unterliederbachs südlich der Wasgaustraße und östlich des Liederbachs. Vor zwei Jahren wurden dann die alten Fabrikgebäude abgerissen und der Schlot gesprengt. Danach tat sich erst einmal nichts. Mitten im Frankfurter Stadtteil Unterliederbach gab es eine Brache.
Jetzt steht ein Bauschild an der Ecke Pfälzer Straße/Soonwaldstraße, 25 barrierefreie Eigentumswohnungen werden hier entstehen. Schmucke 5-geschossige Häuser sollen entlang der Pfälzer Straße gebaut werden, das oberste Stockwerk aus optischen Gründen zurückversetzt. Ein Lebensmittel-Markt, ein Kindergarten und zwei Arztpraxen sollen die Infrastruktur verbessern. Baubeginn ist demnächst – was immer das heißen mag.
Wie die Häuser aussehen werden, lässt sich bereits an einem Neubau in der Wasgaustraße ersehen. Dieses Gebäude wurde vom selben Planungsbüro entworfen, das auch die Pläne für das hoffentlich bald nicht mehr leer stehende Gelände zwischen Pfälzer Straße, Soonwaldstraße und Wasgaustraße erstellte. Das Haus wirkt modern und passt sich dennoch in die bestehende Bebauung entlang der Wasgaustraße ein.
Noch bis in die neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein war das Gebiet um die Königsteiner Straße und die Wasgaustraße eine lebendige Einkaufsgegend. Doch dann verschwand zunächst die Post in der Legienstraße. Mit der Post verschwand auch ein Teil der Laufkundschaft der anderen Geschäfte. Infrastrukturmaßnahmen der Stadt Frankfurt wie das Aufstellen von Parkscheinautomaten waren auch nicht sonderlich förderlich, sie stärkten eher das benachbarte Main-Taunus-Zentrum. Geschäftsaufgaben waren die Folge.
An einen der Besitzer der ehemaligen Lederfabrik, Herrn Karl Graubner, erinnern heute in Unterliederbach der Graubner Park und die Villa Graubner, ein ehemaliges Herrenhaus, dessen letzter privater Besitzer er war. Das Gebäude wurde in den Jahren 1755/56 von dem Frankfurter Kommerzienrat Johan Peter Stembler erbaut. Ab 1818 wohnte dort der hessische Reformer Carl Friedrich Emil von Ibell. Karl Graubner erwarb Villa und Park 1888. Bilder der Villa Graubner finden sich unter den Unterliederbacher Impressionen.
Auf dem Lageplan von 1904, der in der linken Hälfte das zu bebauende Gebiet zeigt, wird man die aktuellen Straßennamen vergeblich suchen. Neuer Weg war der damalige Name der Wasgaustraße. Pfälzer Straße und Soonwaldstraße waren gerade mal projektiert und sind noch mit Nummern bezeichnet. Entlang der heutigen Nahestraße, damals noch namenlos und eigentlich zum Fabrikgelände gehörend, sind Wohnhäuser für die Mitarbeiter der Fabrik eingezeichnet.
Der Lageplan und die Bilder zu diesem Artikel lassen sich durch Anklicken vergrößert darstellen.
Ein Gedanke zu „Eine Brache verschwindet – neues Leben in Unterliederbach“