Wie stehen die Unterliederbacher Vereine zur Sport- und Kulturhalle und ihrer Nutzung? Was sagen sie zur Nutzung der Halle für die Unterbringung jugendlicher Flüchtlinge. Hier kommt zunächst Herr Stefan Schmidt zu Wort. Sein Brief war zunächst an die Mitglieder des Arbeitskreises Sport- und Kulturhalle Unterliederbach gerichtet, die Veröffentlichung hier erfolgt mit seinem Einverständnis:
Sehr geehrte Mitglieder des Arbeitskreises,
mit großer Verwunderung habe ich heute Morgen den Artikel zur Kulturhalle im Höchster Kreisblatt gelesen. „Vereine laufen Sturm“ war der Tenor des Artikels.
Ich möchte betonen, dass hiervon für meinen Verein (VfB Unterliederbach) keine Rede sein kann. Der VfB Unterliederbach nutzt derzeit als einziger Verein die Sport- und Kulturhalle. Zwei Umkleideräume der Halle wurden uns auf Vermittlung von Herrn Schneeweis zur Verfügung gestellt, um bei der Vielzahl der Mannschaften unsere beengten Möglichkeiten in unserem Funktionsgebäude zu entlasten. Am vergangenen Freitag wurde ich vom Sportamt vertraulich informiert, dass die Halle als Flüchtlingsunterkunft für Minderjährige vorgesehen sei und gebeten, die schnellstmögliche Räumung zu veranlassen. Diesem Wunsch sind wir nachgekommen, obwohl wir natürlich gerne die beiden Umkleideräume behalten hätten. Heute Abend werden wir die uns zur Verfügung gestellten Räume geleert haben. Wir haben zudem angeboten, dass wir den jugendlichen Flüchtlingen Mitwirkungsmöglichkeiten im Rahmen unserer Kapazitäten geben möchten. Denkbar sind Teilnahme an unserem regulären Trainingsbetrieb; auch bei der Ausstattung mit Sportkleidung können wir sicherlich helfen. Aber auch die Nutzung des Kleinfeldes und des Tennenplatzes in trainingsfreien Zeiten werden wir ermöglichen.
Bedauerlich ist die eingetretene Situation sicherlich für die Sportschützen. Deren Erwartungen an eine Sportstätte werden nun zum zweiten Mal enttäuscht. Hier wäre die Stadtverwaltung gut beraten, wenn sie nun mit etwas größerem Elan nach einer Lösung suchen würde.
Ansonsten möchte ich darauf hinweisen, dass der Vereinsring Unterliederbach im März 2015 zu einer Versammlung eingeladen hatte, in der der aktuelle Bedarf der Unterliederbacher Vereine zur Nutzung der Sport- und Kulturhalle abgefragt wurde. Ich möchte aus dem Protokoll der Sitzung, die am 26.03.2015 stattfand, zitieren:
„Von den anwesenden Vereinsvertreter hat niemand erklärt, die Halle aktuell selbst nutzen zu wollen. Die Vereine, die früher die Halle genutzt haben, führen tatsächlich durch die lange Zeit, die die große Halle und auch die anderen Räume nicht mehr zur Verfügung standen, inzwischen in anderen Räumen, die ihren Zwecken gerecht werden, ihre Veranstaltungen durch.“
Auch der VfB Unterliederbach, der früher in den Wintermonaten „Vereins-Hauptnutzer“ der großen Halle war, fühlt sich mittlerweile im Winter mit den jüngeren Jugendmannschaften in den umliegenden Schulturnhallen besser aufgehoben. Allerdings betrachten wir mit Sorge, dass immer mehr Turnhallen dem Sportbetrieb entzogen werden, so dass wir die Befürchtung hegen, dass ganzjährige betriebene Hallensportarten in die von uns im Winter benötigten Hallen verlagert werden. Aber das ist ein anderes Thema ….
Zurück zur Kulturhalle. Nicht unterschlagen möchte ich, dass sich in der erwähnten Veranstaltung des Vereinsrings alle Anwesenden dafür ausgesprochen haben, dass Unterliederbach ein Bürgerhaus braucht. Über dieses Bürgerhaus sollte die Politik sich einmal Gedanken machen. Dass ein seit Jahren wachsender Stadtteil wie Unterliederbach über eine derartige Begegnungsstätte nicht verfügt ist kein Ruhmesblatt der Stadtplanung. Zudem war vor allem ein Bedarf der Schulen an der Sport- und Kulturhalle von den Vereinsverantwortlichen vermutet worden. Aber dies wird mit den Schulen zu erörtern sein und wohl wirklich in den nächsten Monaten zu Beeinträchtigungen im Sportunterricht führen.
Dass die Sprecher des Arbeitskreises Sport- und Kulturhalle nicht in die Planungen eingebunden waren, ist sicherlich nicht ganz glücklich. Man sollte aber auch bedenken, dass derzeit viele Mitarbeiter in der Verwaltung an schnellstmöglichen Lösungen für die Menschen arbeiten, die in unserer Stadt untergebracht werden müssen. Ein Rücktritt der beiden Sprecher wäre für mich ein Schnellschuss, der auch – mit Sicherheit ungerechtfertigt – als „verletzte Eitelkeit“ interpretiert werden könnte. Karl Leo und Heinz – macht weiter! Vielleicht kann sich der „Arbeitskreis Sport- und Kulturhalle“ vorbildlich für die Integration der jugendlichen Flüchtlinge in Unterliederbach engagieren. Nach meinem Kenntnisstand verfügen wir im Arbeitskreis sogar noch über eine kleine finanzielle Rücklage, die wir vielleicht auch für eine „Willkommensgeste“ nutzen könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Schmidt
Schriftführer VfB Unterliederbach
Kassierer Vereinsring Unterliederbach
Mitglied im Arbeitskreis Sport- und Kulturhalle