Das Archäologische Museum Frankfurt (AMF) initiiert ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zur Untersuchung der Ursprünge der Frankfurter Grünen Soße im Kontext römischer und vorrömischer Ernährungspraktiken. Das Vorhaben vereint archäologische, archäobotanische, historische, philologische und kulturwissenschaftliche Ansätze, um die Genese der vor allem im Rhein-Main-Gebiet bekannten und beliebten kulinarischen Spezialität in einem breiteren kulturhistorischen Rahmen zu erfassen.
Ziel des Projekts ist es, durch die Analyse archäobotanischer Funde, chemischer Rückstände auf Keramikgefäßen sowie literarischer und epigraphischer Quellen, Erkenntnisse über die Verfügbarkeit und Verwendung von Kräutern in der Rhein-Main-Region zu gewinnen. Durch die Kooperation mit renommierten Forschungseinrichtungen wird eine integrative Methodik entwickelt, die sowohl naturwissenschaftliche als auch geisteswissenschaftliche Perspektiven einbezieht.
Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist die Untersuchung von Pflanzenresten aus römischen und vorrömischen Fundkomplexen des Rhein-Main-Gebiets. Mittels mikroskopischer und DNA-basierter Verfahren sollen Rückschlüsse auf die kultivierten und importierten Kräuter gezogen werden. Ergänzend dazu werden chemische Analysen an Keramikfragmenten durchgeführt, um mögliche Gewürz- und Kräuterreste zu identifizieren. Parallel dazu erfolgt eine systematische Auswertung antiker Texte, die Hinweise auf pflanzliche Zutaten und deren Verwendung in der römischen Küche geben. Auch neue epigraphische Quellen, wie Einritzungen im Holz römischer Wachstäfelchen, sollen ausgewertet werden, da die Forschenden dort antike Einkaufslisten und verschiedene römische Rezepte vermuten.
Eine zentrale Frage, der das Forschungsprojekt nachgeht, ist warum die Grüne Soße sich außerhalb der Römerstadt Nida und ihrer Umgebung, also des heutigen Frankfurt, in keinem anderen Teil des Römischen Reiches und auch nicht in dem nichtrömischen Germanien etablieren konnte, wird nachgegangen werden müssen.
„Die interdisziplinäre Herangehensweise erlaubt uns, nicht nur die botanische Zusammensetzung der historischen Kräutermischungen zu rekonstruieren, sondern auch die kulturellen und wirtschaftlichen Austauschprozesse nachzuzeichnen, die zur Entstehung der Frankfurter Grünen Soße beigetragen haben könnten“, erklärt Regine Kerbel-Borretsch, Projektleiterin am AMF.
Das Forschungsprojekt wird über einen Zeitraum von drei Jahren durchgeführt und durch Spenden eines privaten Geldgebers aus der Region mit Gastronomiehintergrund, der nicht genannt werden möchte, finanziert. Die Ergebnisse sollen in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht sowie – nach Abschluss des Projektes – in einer Sonderausstellung im AMF präsentiert werden. Darüber hinaus ist eine Zusammenarbeit mit lokalen Landwirtinnen und Landwirten sowie Gastronominnen und Gastronomen geplant, um eine Brücke zwischen transdisziplinärer archäologischer Forschung und gegenwärtiger kulinarischer Praxis zu schlagen. (Quelle: Stadt Frankfurt am Main)
Die Mainzer Landstraße im Jahr 2012. Hier führt sie auf die Kreuzung mit der Waldschulstraße im Stadtteil Griesheim zu. (Archivbild: Jürgen Lange)
Mit ihren 8,3 Kilometern ist die Mainzer Landstraße die zweitlängste Straße Frankfurts. Von der Innenstadt in Richtung Westen führt sie durch die fünf Stadtteile Westend, Bahnhofsviertel, Gallus, Griesheim und Nied. Jedes dieser Quartiere prägt sie auf eine andere Art: Als Einkaufsstraße, Arbeitsort oder als wichtige Verkehrsader.
Bereits in der Römerzeit gab es eine Straße zwischen Frankfurt und Mainz. Damals verband sie den römischen Ort Nida, das heutige Heddernheim, mit Praunheim und Mainz. Die Mainzer Landstraße, wie wir sie heute kennen, entsteht Anfang des 18. Jahrhunderts. Ab 1746 wird die unbefestigte Handelsstraße verbreitert, gepflastert und zu einer Chaussee ausgebaut. Der Fernverkehr zwischen Frankfurt und Mainz wird schneller und angenehmer. Während der Industrialisierung wird die Mainzer Landstraße zur wichtigsten Industrieader Frankfurts. Seit 1934 wird der Fernverkehr zwischen Frankfurt und Mainz nach sechs Kilometern stadtauswärts von der Mainzer Landstraße über die Höchster Umgehungstraße und die A66 geleitet.
Einst ein Naherholungsort für wohlhabende Frankfurter
Die Mainzer Landstraße beginnt mitten in Frankfurt. Die Straße geht aus der Taunusanlage hervor und führt vorbei an Hochhäusern verschiedener Banken. Hier vermischen sich Geschäftsleute, Touristen sowie Einheimische zum typischen Frankfurter Stadtbild. Wo heute vor allem der Autoverkehr den Straßenabschnitt dominiert, wurde vor rund 200 Jahren ein breiter Boulevard mit Parkanlagen angelegt, auf dem sich Droschken und Spaziergänger tummelten. Damals lockte der Straßenabschnitt die gut betuchte Frankfurter Gesellschaft an. Sie genoss die frische Luft am Stadtrand und den Blick auf den Taunus. Entlang der Straße entstanden Villen und Gartenhäuser. Die Bebauung der „Mainzer“ nahm 1832 kontinuierlich zu. Ende des 19. Jahrhunderts kamen auch Villen von Fabrikanten hinzu, deren Betriebe am westlichen Ende der Straße, also in den industriellen Vierteln wie dem Gallus, Griesheim und Höchst, lagen.
Die Industrieader Frankfurts im 19. Jahrhundert
Ein Kontrast dazu bildet die Entwicklung der Mainzer Landstraße im Gallus. Bis zum 19. Jahrhundert war der Stadtteil von Landwirtschaft geprägt. Doch vor knapp 130 Jahren erreichte die Industrialisierung Deutschland – und das wird auch in Frankfurt und insbesondere auf der Mainzer Landstraße sichtbar. Das zuvor ländliche Bild des Stadtteils wandelt sich zu einem industriellen: Rauchwolken steigen in den Himmel, stickige Luft und ein Gestank, der aus der Herstellung von Gas aus Harz und Öl entsteht, durchzieht die Straße. Arbeiter, Brust an Brust in einer Tram stehend, die von Pferden gezogen wird, fahren durch die Morgendämmerung zu ihrer nächsten Schicht in die nahen Fabriken. So begann der Arbeitstag für viele Frankfurter, die in den ersten Fabriken entlang der Mainzer im Gallus angestellt waren. Ab 1898 wurden die ersten Straßenbahnen in Frankfurt elektrifiziert und lösten die Pferdebahnen ab, die zuvor die Arbeiter aus der Stadt und dem Umland vom Hauptbahnhof über die Bahnhofsstraße und die Mainzer Landstraße zur Galluswarte zu ihren Arbeitsplätzen beförderten.
Heute flitzen dort im Minutentakt die vollelektrischen und hochmodernen Triebwagen der Linien 11, 21 und 14 über die Mainzer Landstraße und bringen die Passagiere an ihr Ziel. Alle paar Minuten spucken sie an der Galluswarte Menschentrauben aus. Die Station verdankt ihren Namen dem immer noch emporragenden Beobachtungsturms aus dem Mittelalter. Das heutige Wahrzeichen des Viertels war Teil der historischen Stadtbefestigung Frankfurts.
Für das Gallus ist die Mainzer Landstraße immer noch das wirtschaftliche Zentrum. Die meisten, die hier unterwegs sind, sind auf dem Weg zur Arbeit oder haben etwas zu erledigen, einen Einkauf oder einen Arzttermin, wollen zur Bank oder das Auto in der Werkstatt abgeben. Geschäfte, Restaurants, Imbissstände und Bürogebäude reihen sich aneinander. Wo heute auf dem Güterplatz Wohnhochhäuser in den Himmel ragen, entsteht um 1880 gleichzeitig mit dem heutigen Hauptbahnhof der „Centrale Güterbahnhof“. Die Produktion von Gütern hatte sich während der Industrialisierung immens erhöht, sodass die ehemaligen Frankfurter Westbahnhöfe ersetzt werden mussten. Ab 1910 ist die Hochphase der Industrialisierung erreicht und vom Güterplatz bis zur Galluswarte entstehen nunmehr repräsentative Verwaltungsgebäude.
Bürogebäude formen auch heute noch das Bild der Straße. Doch sie ist nicht nur ein Ort der Arbeit. Das Areal rund um die Mainzer Landstraße wurde immer weiter zum Wohngebiet ausgebaut und wird stetig erweitert, wie zuletzt mit dem Bau des Europaviertels – auf dem Gelände des einstigen Güterbahnhofs. Und die Bebauung geht weiter: Auf der Brachfläche der ehemaligen FAZ-Redaktion an der Frankenallee sind 650 Mietwohnungen geplant.
Von der Metropole zum Naherholungsgebiet
Wer in Richtung Griesheim fährt, erlebt die Straße von einer anderen Seite. Auf den letzten vier Kilometern ist sie weniger betriebsam. Es wird grüner. Auf einem Abschnitt zwischen Mönchhofstraße und der Station Waldschule säumen Schrebergärten die Straße und bieten den Städtern einen Ausgleich zum geschäftigen Großstadtleben. Nur vereinzelt sind Passanten auf der Straße, auch hier rauschen Straßenbahnen und Autos regelmäßig vorbei. In direkter Nachbarschaft zu den Schrebergärten erstreckt sich ein Gewerbegebiet, das mit großen Parkplätzen zu schnellen Erledigungen zwischen Arbeit und Heimweg einlädt. In Nied schließlich wird die „Mainzer“ wieder lebendiger. Bekannte und Freunde treffen sich hier auf ein halbes Hähnchen oder einen Kaffee.
Wer von der Tramstation „Nied Kirche“ die Mainzer Landstraße in Richtung Westen weiterläuft, hört links den Main vorbeirauschen und überquert die Nidda. Der kleine Fluss fließt fast unbemerkt unter der breiten Brücke durch, auf der Trams und Autos fahren. Kinder spielen auf dem Spielplatz in der Parkanlage Wörthspitze, Passanten gehen mit ihren Hunden spazieren. Von hier aus zieht sich der Frankfurter Grüngürtel als Naherholungsgebiet nach Sossenheim und Schwanheim. Wer vom Wasserhäuschen an der Tramstation Tillystraße in Richtung Westen schaut, sieht die „Mainzer“ in die Bolongarostraße münden.
Das letzte Stück der Mainzer Landstraße in Griesheim und Nied war lange von Landwirtschaft geprägt. In Griesheim und Höchst wurden Mitte des 18. Jahrhunderts chemische Fabriken errichtet. Die entstandenen Arbeitsplätze zogen Arbeiter an, die sich in Griesheim und Nied niederließen. Von da an wachsen die beiden Stadtteile stetig weiter von knapp 2000 bis zuletzt auf über 40.000 Einwohner und prägen die „Mainzer“ mit ihren Häusern, Geschäften und Cafés. 1928 werden Nied und Griesheim zu Frankfurter Stadtteilen.
Frankfurts Stadtgeschichte spiegelt sich auf der Mainzer Landstraße
Die Mainzer Landstraße ist in gewisser Hinsicht ein Spiegel der Entwicklung Frankfurts der vergangenen 200 Jahre: Von einer zunächst landwirtschaftlich geprägten Straße über die Industrialisierung mit ihren Fabriken und den Zerstörungen in den beiden Weltkriegen bis hin zur Entwicklung der Stadt als Finanzmetropole finden sich alle Facetten entlang der Mainzer Landstraße. So ist eine Fahrt die Mainzer Landstraße entlang nicht nur eine Reise durch die Stadt, wo Kontraste aufeinandertreffen, sondern auch eine durch Frankfurters Stadtgeschichte. Wer sich auf der „Mainzer“ aufhält, erlebt die Stadt als Finanzmetropole und „Global City“ mit internationalem Publikum. Ebenso sind Kleingartenanlagen und Naherholungsgebiete ein Teil von ihr. Der Wandel der Straße ist weiterhin im vollen Gange, ob es die Bebauung von Brachflächen ist, oder die Eröffnung neuer Restaurants und Geschäfte. Ganz so, wie sich das Stadtbild Frankfurts stetig wandelt.
Die Versammlungsbehörde des Ordnungsamtes informiert über eine große Kundgebung, die am Samstag, dem 15. Februar, von 11 bis 15 Uhr auf dem Römerberg und dem Paulsplatz stattfinden wird. Der Verein CSD Frankfurt hat die Versammlung mit dem Titel „Wähl Liebe“ angemeldet. Da sich mehr als 70 Organisationen der Kundgebung angeschlossen haben rechnet die Versammlungsbehörde mit zirka 20.000 bis 25.000 Teilnehmenden.
Es ist daher von Verkehrsbehinderungen in der gesamten Innenstadt auszugehen, insbesondere für die Berliner Straße, die Braubachstraße und den Mainkai. Das betrifft auch die öffentlichen Verkehrsmittel, da gegebenenfalls die Straßenbahnhaltestelle in der Braubachstraße nicht zu erreichen sein wird und die U-Bahn an der Haltstelle Dom-Römer nicht mehr halten wird.
Der Römer in Frankfurt am Main: Wer zieht hier nach der Stichwahl am 26. März 2023 als Oberbürgermeister ein?
Am 26. März 2023 entscheidet es sich, wer als zukünftiger Oberbürgermeister von Frankfurt am Main in den Römer einziehen wird, Uwe Becker (CDU) oder Mike Josef (SPD). Die Stichwahl ist notwendig geworden, weil im ersten Wahlgang am 5. März keiner der beiden Kandidaten die benötigte Anzahl von Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte.
Der Ambronenpfad an einem Abend im Herbst 2022. Der Ambronenpfad befindet sich in Frankfurt am Main Unterliederbach und verbindet die Rugierstraße mit dem Sossenheimer Weg. Die Ambronen waren ein Volksstamm der Germanen, der sich zum Teil den Kimbern und Teutonen anschloss und mit diesen nach Süden zog. Dort besiegten die Germanenstämme mehrfach die römischen Truppen, bevor die Ambronen 102 v. Chr. in der Schlacht von Aquae Sextiae (heute Aix-en-Provence) vernichtet wurden.
Vor 700 Jahren wurde der Römer erstmals urkundlich erwähnt: Auf den Spuren der Geschichte des Frankfurter Rathauses.
Im Sommer 1619 überschlugen sich in Böhmen die Ereignisse, sodass es dem Habsburger Ferdinand II. nicht schnell genug gehen konnte, nach Frankfurt zu reisen, um sich dort am 9. September (einstimmig) zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wählen zu lassen. Denn Ferdinands Krönung im Kaiserdom und die anschließenden Feierlichkeiten im Frankfurter Römer erlaubten es dem frisch ernannten Kaiser, seinen protestantischen Widersacher Friedrich V. zu entmachten, den die Böhmischen Stände zuvor eigenmächtig zum König von Böhmen ernannt hatten. Während Ferdinands Schachzug als finaler Auslöser des Dreißigjährigen Krieges in die Geschichte einging, blieb Friedrich V. nur eine historische Nebenrolle und wegen dessen kurzer Regentschaft der Beiname Winterkönig.
„Diese kurze Episode belegt die Jahrhunderte währende herausragende Rolle Frankfurts und des Römers im paneuropäischen Königspoker um Macht und territorialen Einfluss“, fasst Oberbürgermeister Peter Feldmann zusammen. Doch wie kam das Frankfurter Rathaus zu seinem Namen und seiner herausragenden historischen Bedeutung? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, muss man sich vor Augen führen, dass bis ins 14. Jahrhundert Rathaus und Marktplatz nicht am Römerberg lagen, sondern auf der einstigen Main-Halbinsel, auf der heute der Kaiserdom St. Bartholomäus thront.
Noch bevor das Gebäude zum Rathaus wurde, wurde „der Römer“ vor 700 Jahren erstmals urkundlich erwähnt. So weist eine Urkunde des Frankfurter Schöffengerichts vom 30. September 1322 den Frankfurter Bürger Wigel Frosch vor 700 Jahren als Besitzer der Häuser Zum Römer und Zum Goldenen Frosch (später Goldener Schwan) aus. Sollte, so steht in der Urkunde, Wigel Frosch sterben, bevor er mit seiner Frau Gisela von Wanebach Nachwuchs zeuge, so falle der Grundbesitz Gisela von Wanebach zu. So kam es schließlich auch.
Wenig später, im Jahr 1329, gestattete Kaiser Ludwig IV. (der Bayer) der Frankfurter Bürgerschaft, das baufällig gewordene und allmählich für die Verwaltung einer auf 10.000 Einwohner gewachsene Stadt zu klein gewordene Rathaus durch einen Neubau an anderer Stelle zu ersetzen. Da Frankfurt schon seit der Mitte des 12. Jahrhunderts der bevorzugte und seit der Goldenen Bulle von 1356 auch der reichsrechtlich vorgeschriebene Wahlort der römisch-deutschen Könige war, sollte hierfür eine repräsentative Wahlkirche errichtet werden. Man begann also im 13. Jahrhundert mit dem Umbau der alten karolingischen Bartholomäuskirche in gotischen Formen – es entstand der Kaiserdom. Für das ursprüngliche Rathaus der Stadt Frankfurt war somit kein Platz mehr.
Ein Neubau in direkter Nachbarschaft, dem von wohlhabenden Händlern mit repräsentativen Bauwerken bebauten Römerberg, sollte das Problem lösen. Doch zunächst war mal wieder das Geld knapp, später verhinderten die Folgen des Magdalenenhochwassers von 1342 die Umzugspläne, weshalb erst 1401 Baumaterial an den Römerberg geschafft werden konnte.
Seit Jahrhunderten das erste Haus am Platz.
Zeitgleich verhandelte die Stadt jedoch mit den Besitzern zweier Gebäude, dem eingangs erwähnten Haus zum Römer, sowie dem Goldenen Schwan. Die Gebrüder Konz und Heinz zum Römer sowie die Witwe Hensel zum Römer verkauften das Ensemble anno 1405 für insgesamt 800 Gulden sowie moderate Leibrenten – sind sie also die wahren Namenspaten des Frankfurter Römers, den der Frankfurter Rat nach erfolgtem Erwerb zum Rathaus um- und ausbauen ließ?
Wie Michael Matthäus, Leiter der Alten Abteilung im Institut für Stadtgeschichte (ISG), erklärt, gibt es mehrere Theorien, wie das Frankfurter Rathaus zu seinem markanten Namen kam: „Am unwahrscheinlichsten scheint es, dass im 14. Jahrhundert noch eine Erinnerung an den Militärposten bestand, den die Römer im zweiten Jahrhundert auf dem Domhügel errichtet haben. Häufig hört man, dass der Hausname von den italienischen Kaufleuten herrühre, die die Frankfurter Messen besuchten.“
Glaubhafter erscheint Matthäus jedoch die Erklärung von Prof. Johannes Fried: Weil das Haus zum Römer das größte und komfortabelste Steinhaus in Frankfurt war, haben hier wahrscheinlich die deutschen Könige logiert, wenn sie die Stadt besuchten. Deren Titel lautete ja: König der Römer, da nur diese das recht hatten, in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt zu werden. Seit jeher diente der Römer den Frankfurtern nicht nur als Rathaus, er war Kaufhaus, Königshaus, Gerichtssitz und Verwaltungszentrum in einem. Zu Messezeiten befanden sich im Erdgeschoss die Stände der Goldschmiede und Juweliere.
Steter Platzmangel lässt den Römer wachsen
Doch schon kurz nach Bezug der Räumlichkeiten auf dem Römerberg stellte sich heraus, dass auch das neue Frankfurter Rathaus der Vielzahl an Repräsentations- und Verwaltungsaufgaben nicht immer gewachsen war. Allein von 1388 bis 1437 fanden 56 Hof- und Reichstage in Frankfurt statt, die in der Regel im großen Saal des Römers abgehalten wurden. Nach seiner Umnutzung zum Rathaus konnte der Römer nicht mehr als Quartier für den König dienen. „Deshalb logierte 1411 der gerade gekrönte König Sigismund im Haus Löwenstein, während seine Frau im Haus Laderam untergebracht war. Zwischen diesen beiden Häusern stand jedoch der Römer. Deshalb bat der König den Rat um zwei Türdurchbrüche vom Löwenstein in den Römer und vom Römer in Laderam, damit die Eheleute sich leichter besuchen konnten. Der Rat lehnte dies jedoch mit der Begründung ab, dadurch würden das Messegeschäft und die Stadtsiegel gefährdet“, berichtet Michael Matthäus vom ISG.
Mit dem steten Wachstum der Stadtbevölkerung benötigte auch die Stadtverwaltung immer mehr Raum. Zwar waren aufwändige Krönungszeremonien und Feierlichkeiten inzwischen nicht mehr an der Tagesordnung. Auch das Messegeschäft hatte sich mit den Jahren über das Stadtgebiet verteilt. Doch die administrativen Aufgaben der Stadtverwaltung zwangen die Hausherren des Römers wieder einmal zur Expansion: So wurden 1878 die an die Liegenschaft Zum Römer/Goldener Schwan angrenzenden Häuser Alten-Limpurg und Silberberg erworben – und somit war „der Römer“ geschaffen, wie wir ihn heute kennen.
Übrigens hätte auch die Nationalversammlung von 1848/49 nach dem Willen des Frankfurter Senats im Römer tagen sollen. Schnell war aber klar, dass das Gebäude nicht geeignet ist, um den mehr als 600 Abgeordneten genug Platz zu bieten. „Deshalb wurde die benachbarte Paulskirche zur Verfügung gestellt“, erläutert Michael Matthäus und verweist auf das für 2023 geplante 175-jährige Jubiläum der Nationalversammlung in der Paulskirche, deren Ziele Freiheit und die nationale Einheit waren.
Massive Kriegsschäden hinterließen ihre Spuren
Das im Zweiten Weltkrieg durch Fliegerbomben schwer beschädigte Ensemble trägt bis heute den Beinamen „Zu den drei Römern“ und weist im Innern einen teils obskuren Stilmix diverser Architekturepochen auf. „Eine meiner liebsten Anekdoten über unser Rathaus handelt von der ersten Buchmesse nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese fand 1949 in den von Bombenschäden noch immer gezeichneten Römerhallen statt – woraufhin einige Verleger wegen der zugigen Atmosphäre spöttisch von Rheumahallen sprachen“, entsinnt sich das Frankfurter Stadtoberhaupt.
Bis heute tragen sich Staatsgäste und Honoratioren aus aller Welt sowie Größen aus Wirtschaft und Sport bei ihrem Besuch im Römer traditionell ins Goldene Buch der Stadt ein. Doch auch Trauwillige und Touristen sind regelmäßig zu Gast im über 700 Jahre alten Gebäudekomplex, der nicht nur repräsentative Funktionen erfüllt, sondern auch hunderten städtischen Angestellten als Arbeitsplatz dient. „Wer sich für Tradition und Geschichte des bürgerschaftlichen Engagements in dieser Stadt interessiert, der kommt an unserem Rathaus nicht vorbei. Schon im ausgehenden Hochmittelalter waren es umtriebige Kaufleute, die entscheidend in die Geschicke dieser Stadt eingriffen“, sagt Oberbürgermeister Feldmann. Diese merkantile und bürgerschaftliche Tradition prägt die Stadt am Main seit jeher – und ihr Abbild und steinerner Zeuge ist bis heute der Römer. „Der Römer ist zu einem Symbol für die Demokratie geworden“, so Feldmann. „Dies wird auch beim anstehenden 175-jährigen Paulskirchen-Jubiläum eine zentrale Rolle spielen.“ (Quelle: Stadt Frankfurt am Main)
Der Frankfurter Römer – wird die CDU in Zukunft erstmals nach Jahrzehnten nicht mehr in der Stadtregierung sitzen?
Die Grünen, Wahlsieger der letzten Kommunalwahl in Frankfurt am Main, planen Koalitionsgespräche mit SPD, FDP und mit der neu in den Römer eingezogenen proeuropäischen Partei Volt. Dies ist das Ergebnis von Sondierungsgesprächen, die die Grünen nach der Wahl geführt haben und deren Ergebnisse gestern im Römer vorgestellt worden waren. Den Ergebnissen muss am Freitag noch auf der Mitgliederversammlung zugestimmt werden, bevor Koalitionsgespräche begonnen werden können.
Frankfurt am Main Unterliederbach
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