Wolfgang Stamm ist so einer. Will er nicht auffallen, versteckt er sich hinter einem großen Schlagzeug. Ansonsten wählt er einen kleineren Aufbau. Alex Sonntag streicht gelegentlich seinen Kontrabass, die (Klang-) Farbe kommt dann nicht aus dem Baumarkt. Tilmann Höhn erzählt Geschichten, zum Beispiel die vom erfolglosen Jazz-Trio. Oder auch ganz melodiöse auf seiner Gitarre. Und Liza da Costa singt mit wunderschöner Stimme.
Kürzlich waren Hotel Bossa Nova im Neuen Theater Höchst. Es war ein schöner Abend. Sie sangen (Liza und im Hintergrund manchmal auch Alex) und spielten meist eigene Stücke, deren Texte ich nicht verstand, aber deren Inhalt fühlbar war. Es waren meist Eigenkompositionen. Liza erzählte, über den Inhalt der Stücke und wie man zu den Themen gekommen war. Zeit ist ein wichtiger Bestandteil. Zeit ist direkt oder indirekt der Inhalt vieler Stücke, Zeit, die sich manch eine/einer heute nicht mehr nimmt.
Zeit sollte man sich für das neue Album von Hotel Bossa Nova nehmen. „Na Meia Luz” ist das nunmehr vierte Album der Band aus dem hessischen Wiesbaden und das zweite, welches auf dem Jazz-Label Enja erscheint. Alle Stücke sind von Hotel Bossa Nova selbst geschrieben und arrangiert. Sie wurden im vergangenen Juni an nur drei Tagen in einem Frankfurter Studio aufgenommen.
Der Bossa Nova dominiert, andere Strukturen und Rhythmen fließen ein. Die Stimme von Liza da Costa klingt angenehm, nicht so weich, wie die von brasilianischen Sängerinnen des Bossa Nova, aber auch nicht so hart, wie man sie von portugiesischen Sängerinnen her kennt. Die Rhythmusgruppe spielt bestimmt, Soli von Bass und Gitarre ergänzen die Musik zu einem stimmigen Ganzen, das Körper und Kopf bewegt. Als Vergleich fällt mir derzeit nur noch Celine Rudolph ein …