Die evangelische Gemeinde des Frankfurter Stadtteils Unterliederbach beteiligte sich auch im Jahr 2012 am Tag des offenen Denkmals. In diesem Jahr war das Thema „Holz”. Hans Wagner referierte in zwei Vorträgen über das Thema. Hier beleuchtete er einmal die Verwendung dieses Baustoffes in der historischen Dorfkirche von Unterliederbach und wies auch auf Fachwerkhäuser und Holz als Zierrat bei der Herstellung von Türen und Toren hin. Qualitativ sehr gute Fotos ergänzten die Vorträge in einer kleinen Ausstellung.
Zum Bau der Emporen in der Kirche, der Dachkonstruktion und der Konstruktion des Glockenturms wurde für alle tragenden Teile Eiche verwendet. Die Dachkonstruktion sitzt auf dem Mauerwerk der Kirche. Der zentrale Balken, der die Decke der Kirche trägt und im Innenraum des Gotteshauses sichtbar ist, ist von der Dachkonstruktion abgehängt. Neben Eichenholz fanden Nadelhölzer oder leicht schnitzbares Lindenholz Verwendung.
Balken, auch die, die die Emporen tragen, sind in der Regel roh behauen. Reparaturarbeiten wurden meist mit Nadelhölzern ausgeführt. Das Kruzifix ist eine Arbeit des Darmstädter Holzbildhauers Johann Paul Eckard (1706-1780), der es im Jahr 1760 für 50 Gulden gefertigt hatte. Sieben Jahre zuvor waren Orgel und Orgelempore erstellt worden, die mit Holzschnitzereien verziert sind. Die Bilder auf den Brüstungen der Emporen der Dorfkirche sind auf Holz gemalt.
Holz war das Baumaterial der einfachen Leute, und Unterliederbach war ein armes Dorf. Bis zum Bau der beiden von den Frankfurter Bürgern Stembler und Steitz erstellten Herrenhäuser zu Beginn und Mitte des 18. Jahrhunderts dürften alle Häuser des Dorfes als Fachwerkhäuser erstellt worden sein. Es ist davon auszugehen, dass die ältesten dieser Häuser frühestens nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) gebaut wurden.
Die in Unterliederbach vorhandenen Fachwerkhäuser sind meist von schlichter Art. Nur beim Reckenhöfchen in der Wagengasse, dem Gebäude Heugasse 7 und an einem weiteren Gebäude am Marktplatz haben das Fachwerk auch eine schmückende Funktion, was darauf schließen lässt, dass die Erbauer wohlhabender als die übrigen Bewohner des Dorfes waren. Das Fachwerk war in der jüngeren Vergangenheit übrigens meist verputzt und wurde häufig erst in den beiden vergangenen Jahrzehnten wieder freigelegt.
Die Ausstellung wird während der Unterliederbacher Michelskerb noch einmal zu sehen sein.