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Sossenheimer Wehr: Umgestaltung ist abgeschlossen

Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert und die Stadtentwässerung Frankfurt am Main (SEF) haben die naturnah umgestaltete Nidda im Bereich des Sossenheimer Wehres und des Grill‘schen Altarms am Dienstag, 19. November, „eingeweiht“.

„Die Renaturierung der Nidda ist der Stadtentwässerung ein zentrales Anliegen, und heute machen wir einen großen Schritt in dem Projekt“, freute sich Karsten Jost, der kaufmännische Betriebsleiter der SEF bei der Begrüßung der Gäste beim Empfang zur Einweihung des naturnah umgestalteten Sossenheimer Wehres der Nidda. „Projekte wie diese sind mir persönlich ein großes Anliegen – sie tragen nicht nur zum Artenschutz bei, sondern dienen bei zunehmendem Starkregen und Hochwasser als Retentionsflächen“, sagte Mobilitätsdezernent Siefert. „Bei diesen Win-Win-Projekten profitieren alle: Der Mensch, Flora und Fauna sowie das Klima. Menschen zu Fuß und auf dem Fahrrad. Wir hier vor Ort und die Unterlieger. Frankfurts Innenstadt, die Randbezirke und die umliegenden Kommunen.“

Stadt Frankfurt Vorreiterin mit Niddarenaturierung

Die Stadt Frankfurt war bei der Niddarenaturierung Vorreiterin. Sie trat mit den anderen Anrainern des Flusses zur „Niddakonferenz“ zusammen, um eine Planungsgrundlage für die gesamte Nidda auszuarbeiten. Das umfangreiche Planwerk „Konzeption naturnahe Nidda“ wurde 1998 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen und ist seitdem Richtschnur für die Verwaltung. Aus dieser Konzeption als Rahmen ergeben sich einzelne Umbauprojekte, die jeweils von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurden und werden. Der in Berkersheim begonnene naturnahe Ausbau wurde flussabwärts fortgesetzt, der Altarm in Bonames wieder mit dem Fluss verbunden; zu nennen ist auch der Bau der bei Spaziergängern und Radfahrern beliebten Flutmulde am Sossenheimer Niddaufer.

Rund 14,2 Millionen kostete die Stadt die Baumaßnahme, weiß der Betriebsleiter zu berichten, und er bedankte sich bei den beiden hessischen Fördergebern: „Wir hätten diese wichtige Baumaßnahme nicht ohne unsere Fördergeber bewerkstelligen können. Aus dem Landesprogramm Gewässerentwicklung und Hochwasserschutz haben wir etwa 5,2 Millionen Euro von der hessischen WI-Bank erhalten und von Hessenmobil nochmal 4,5 Millionen Euro aus dem Verkehrsinfrastrukturprogramm Hessen für den Neubau der drei Brücken und der Tieferlegung des Radweges unter der Autobahn.“

Hochwasserschutz früher und heute

Stadtrat Siefert ging auf die grundlegende Bedeutung von Gewässerrenaturierungen ein: „Vor 100 Jahren hat die Stadt viel Aufwand betrieben, um den Fluss zu begradigen und hochwassersicher zu machen. Das damalige Ziel war, dass das überschüssige Wasser schnell abgeleitet werden sollte. Diese Wassermengen werden verständlicherweise den Unterliegern zu viel. Und mit dem Klimawandel werden auch die Starkregenereignisse zunehmen, es wird also nicht nur mehr, sondern auch häufiger mehr Wasser geben. Und die Trockenzeiten dazwischen werden auch zunehmen, das beobachten wir ja schon. Betrachten Sie also jeden Kubikmeter Retentionsraum, den wir seit 1998 an der Nidda neu schaffen, nicht nur als ein Solidaritätsprojekt mit den Unterliegern, um sie vor Hochwasser zu schützen, sondern auch als ein Vorsorgeprogramm für die extremen trockenen Wetterlagen, die kommen werden. Wir betreiben hier also Klimaanpassung.“

Wie geht es weiter mit der Renaturierung?

Der technische Betriebsleiter der SEF, Andres Hickmann, gibt einen Ausblick auf die weiteren Schritte bei der Renaturierung der Nidda: „Der Unterlauf der Nidda ist jetzt bis zum Hausener Wehr für Fische durchgängig. In Praunheim hat die DB als Ersatzmaßnahme für den Bau des 3. und 4. Gleises nach Bad Vilbel den wasserbaulichen Teil abgeschlossen und im Januar wird die DB mit dem Umbau am Eschersheimer Wehr beginnen.“ Mit dem Umbau des Hausener Wehrs in etwa drei bis vier Jahren ist die lineare Durchgängigkeit in Form der Beseitigung von Wanderhindernissen hergestellt. Bis dahin wird die SEF die verbliebenen beweglichen Wehre wie bisher zweimal jährlich absenken, um die Fischwanderung zu gewährleisten. Für die ökologische Aufwertung der Nidda im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie muss noch mehr getan werden, zum Beispiel Strukturverbesserungsmaßnahmen.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter stadtentwaesserung-frankfurt.de. (Quelle: Stadt Frankfurt am Main)

Spatenstich an der Nidda

Natur nah gestaltetes Wehr in Frankfurt am Main Höchst, Nidda
Streichwehr an der Nidda. Das Klapppenwehr in Sossenheim soll entsprechend umgestaltet werden.

Am Donnerstag, dem 29. Juni 2023, haben Stadtrat Stefan Majer und die Betriebsleiter der Stadtentwässerung Frankfurt am Main (SEF), Andreas Hickmann und Karsten Jost, zusammen mit den Fachplanern und Projektbeteiligten den Spatenstich zur Renaturierung eines weiteren Teilabschnittes der Nidda vollzogen.

Stefan Majer, Dezernent für Mobilität und Gesundheit, war es auch kurz vor seiner Verabschiedung in den Ruhestand wichtig, selber den Spaten in die Hand zu nehmen. Denn nicht nur das Radfahren, sondern auch die Renaturierung der Nidda hat er über viele Jahre aktiv unterstützt und vorangetrieben. Die Rückgewinnung des natürlichen Flusslaufes trage zu mehr Biodiversität und zur Anpassung an den Klimawandel bei, sagte Majer. Er fügte hinzu: „Das ist wichtig für ein gesundes Leben in unserer Stadt und erschließt für die Frankfurter*innen eine weiteres Stück Naherholungsgebiet. Den Start zum Umbau des Sossenheimer Wehres noch in meiner Amtszeit zu begehen, ist mir ein besonderes Anliegen.“

Hochwasserschutz und Artenvielfalt gehen Hand in Hand

„Es ist ein Baustein zum Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen“,  wies der technische Betriebsleiter der SEF, Andreas Hickmann, auf die Bedeutung des Projektes hin.

Karsten Jost, kaufmännischer Betriebsleiter des städtischen Unternehmens, ergänzte: „Als SEF tragen wir Sorge für die umweltschützende Ableitung und Reinigung des Abwassers und zugleich für die naturnahe Entwicklung und Unterhaltung der Gewässer im Stadtgebiet Frankfurts.“  Dass der Hochwasserschutz gewährleistet ist und die mittleren Grundwasserstände konstant bleiben, sei Grundlage der Planungen. Bei dem Umbau des Wehres gehe es darum, den Schutz des menschlichen Lebensraums und das naturnahe Ökosystem Gewässer miteinander in Einklang zu bringen. Hochwasserschutz und Artenvielfalt gehen so Hand in Hand.

Ein Gewinn für Mensch und Umwelt

Ab Juli werden die Bagger rollen. Rund anderthalb Jahre, also voraussichtlich bis Herbst 2024, werden die Arbeiten dauern. Die Planung sieht vor, das bestehende Wehr abzutragen und durch ein sogenanntes Streichwehr zu ersetzen, welches die Nidda mit dem Grill’schen Altarm verbindet. Wo dieser flussabwärts wieder in die Nidda einmündet, werden die Wasserstände über eine Sohlrampe ausgeglichen. Auch die Altarme „Kellerseck“ und „Waldspitze“ werden im Zuge des Umbaus angeschlossen. Insgesamt werden drei neue Brücken für Spaziergänger und Radfahrer errichtet und rechtsseitig des Flusslaufes eine Fischtreppe angelegt werden.

Das rund 500 Meter lange kanalisierte Teilstück der Nidda wird dann wieder zu einem dynamisch fließenden Gewässer, das mehr Lebens- und Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen bereithält und den Menschen Erholung und in heißen Sommermonaten auch Kühlung bringt.

Umleitung während der Bauzeit

Den passionierten Radfahrer und Mobilitätsdezernenten Majer freut zudem, dass durch die Bauarbeiten die Situation für die Radfahrerinnen und Radfahrer verbessert wird. Denn der Uferweg, der unter dem Frankfurter Westkreuz nur eine lichte Höhe von 1,75 Meter hat, wird im Zuge des Projektes tiefergelegt und gewinnt dadurch eine Durchfahrthöhe von 2,20 Meter.

Während der Bauzeit ist für Spaziergänger und Fahrradfahrer eine Umleitung eingerichtet. Radfahrende und Spaziergänger sowie -gängerinnen sollten sich allein um ihrer eigenen Sicherheit willen auf diese übergangsweise Wegeführung einrichten, so Majer. Er betont: „Nehmen Sie diese Umleitung, dann kommen auch die Bauarbeiten zügig voran.“ (Quelle: Frankfurt am Main)