Fährt man mit der Bahn von Frankfurt am Main nach Mannheim, ist die Chance groß, mit historischen Wagen transportiert zu werden. Die sind rot, einstöckig, haben keine unnützen Anzeigen im Zug und es stört auch keine Klimaanlage. Im Sommer ist es meist zu heiß in den Wagen und im Winter auch. Türen fallen schon mal aus, hübsche Aufkleber weisen den Fahrgast darauf hin. Und all diese Features bekommt der Reisende ohne Aufpreis.
Vergangenen Freitag, ein schöner Brückentag im Mai, stand der Regionalexpress RE 70 um kurz vor 7 Uhr auf Gleis 17 des Frankfurter Hauptbahnhofs, scheinbar abfahrbereit. Moderne Doppelstockwagen bildeten den Zug. Na ja, die Wagen waren irgendwie grün gepolstert und hatten keine unnützen Anzeigen. Dafür lärmte die Lautsprecheranlage. Die Abfahrt verzögere sich um zwanzig Minuten, der Steuerwagen müsse getauscht werden.
Die Lautsprecheranlage lärmte wieder. Die Abfahrt verzögert sich um weitere zehn Minuten. Vor dem geistigen Auge erschienen Bahnmitarbeiter, die verzweifelt nach einem Steuerwagen suchten, nach einem funktionierendem Steuerwagen. Sie fanden keinen, die Fahrgäste wurden auf den nächsten Zug vertröstet. Dieser fuhr immerhin, – zwanzig Minuten Verspätung waren zu entschuldigen.
Insgesamt war manch Zugreisender an diesem schönen Brückentag zweieinhalb Stunden von Frankfurt am Main Hauptbahnhof nach Groß-Rohrheim unterwegs, – alles ohne Aufpreis. Eine vierzigminütige Autofahrt ist dagegen ein viel zu kurzer Genuss.